Fallbericht Allergie / Sommerekzem

Fallbericht Allergie / Sommerekzem

Allergien sind ein zunehmendes Problem, auch bei Hunden und Pferden. Eine spezielle Form ist das sogenannte Sommerekzem, welches bei Pferden auftreten kann. Im nachfolgenden Beitrag möchte ich einen ganzheitlichen Blick auf Allergien werfen und zwei Fallbeispiele von „Sommerekzemern“ vorstellen.

Definition Sommerekzem

Das Sommerekzem ist eine allergische Hauterkrankung von Pferden. Hierbei handelt sich um eine Typ I Allergie auf Insektenspeichel, das heißt, dass die Reaktion des Immunsystems sehr schnell nach Kontakt mit dem Allergen einsetzt. 

Früher nahm man an, dass diese Reaktion ausschließlich von Kriebelmücken und Gnitzen ausgelöst wird, inzwischen wurden aber auch Fälle von Sommerekzemen in Gebieten, in denen besagte Arten nicht vorkommen, beobachtet. 

Das Sommerekzem ist eine allergische Hauterkrankung.
Betroffene Pferde reagieren auf Insektenspeichel.

Symptome des Sommerekzems

Symptomatisch äußert sich eine Allergie auf Insektenspeichel meist als Juckreiz am Mähnen- und Schweifansatz und es können „Quaddeln“ an Einstichstellen sichtbar werden. Mit der Zeit werden die Pferde ohne (geeignete) Therapie sensibler und die Problematik weitet sich aus auf entzündliche Hautwunden, Ekzeme, welche sowohl an Kopf und Hals als auch am Rumpf auftreten können.

Die Ekzeme können schuppig und trocken sein oder mit Sekretausfluss auftreten, mit der Zeit ist es wahrscheinlich, dass  durch die vermehrte mechanische Belastung (Scheuern) verdickte haarlose Hautpartien entstehen.

Die Suche nach Ursachen

Eine genaue Ätiologie (Ätiologie = Ursache für das Entstehen von Krankheiten) ist bisher nicht bekannt, eine genetische Komponente wird zum Beispiel diskutiert, mit Sicherheit spielen jedoch die Haltungsbedingungen inkl. Fütterung, die Stoffwechsel– und vor allem die Darmgesundheit eine große Rolle. 

Es gibt nicht DIE Ursache für die Entstehung von Sommerekzemen. Genetik, Haltungsbedingungen, Fütterung und die individuelle Konstitution können Faktoren sein.

Der Darm und das Immunsystem

Darm und Immunsystem haben eine besondere Verbindung. Circa 80% der Immunzellen leben im Darm. Die Darmflora bildet zusammen mit Mukusschicht und Darmschleimhaut eine Schutzeinheit. In der Darmschleimhaut befinden sich Lymphzellen sich das GALT, das darmassoziierte lympathische Gewebe hier findet Auseinandersetzung mit der Umwelt statt, das Immunsystem lernt und entsteht größtenteils nach der Geburt, es passt sich an die Lebensumgebung an. Das Darm-Mikrobiom (Mikrobiom = Gesamtheit aller Mikroorganismen wie Bakterien, PIlze, etc.) und die Immunzellen nutzen einander quasi als Sparring-Partner, helfen sich beim Lernen, beim Verbessern der Fähigkeiten. Ein weiterer Faktor ist die Nährstoffaufnahme, die im Darm stattfindet und dem gesamten Organismus – Immunsystem inklusive – zur Ernährung dient. Ist der Darm gesund, kann er mehr Nährstoffe aus der Nahrung ziehen und weitergeben.

Dies soll nur einen kleinen Einblick in die „Faszination Darm“ geben und trotzdem wird, so hoffe ich, deutlich, wie eng die Funktionskreise Darm und Immunsystem miteinandern verbunden sind.  Wird der Darm geschädigt, leidet folglich das Immunsystem und umgekehrt.

Darm und Immunsystem haben eine ganz besondere Verbindung.
80% der Immunzellen sind im Darm lokalisiert!

Achtung „darmschädlich“

Schädigende Faktoren für den Darm sind zum Beispiel falsche Fütterung: lange Fresspausen, große Mengen an Kraftfutter, Zusatzfutter, …, Umweltbelastungen, Medikamente, Bewegungsmangel.

Ein wichtiger Faktor ist aber auch Stress. Stress jeglicher Form – Sei es psychisch durch Streitigkeiten in der Herde, im Umgang mit Menschen, Überforderung oder Unterforderung, etc. oder körperlicher Stress durch unpassendes Training, akute oder chronische Erkrankungen, Blockaden, Energieflussstörungen, etc. 

Die Liste der unglücklich wirkenden Faktoren auf Darmgesundheit, Stoffwechsel und den gesamten Pferdekörper ließe sich noch stark erweitern, dies soll nur einen kleinen Einblick geben und ein paar allgemeine Probleme, unter denen viele Pferde leiden, anreißen. 

Leidet der Darm, leidet das Immunsystem. Die Liste von potentiell darmschädigenden Dingen ist lang… unpassende Fütterung, Stress, Umweltbelastungen, Medikamente und Bewegungsmangel sollen nur als Beispiele dienen.

Altlasten und Störherde im Organismus

Hast du bereits alles mögliche abgecheckt, Fütterung, Haltung und Training optimiert, Kräuterkuren durchgeführt und fleißig Supplemente gefüttert und deinem Pferd geht es trotzdem nicht oder nur kurzzeitig besser?
Häufig stecken hinter chronischen Erkrankungen Altlasten und tiefsitzende Störherde im Organismus des Tieres. Was ist damit gemeint? 

Altlasten können zum Beispiel Vergiftungen sein, die Leber und Niere geschädigt haben. Eine Vergiftung kann akut auftreten zum Beispiel durch Aufnahme von Jakobs-Kreuz-Kraut oder auch latent den Körper belasten, beispielsweise durch eine Anhäufung aus Belastungen mit Holzschutzmitteln, Farben, Lacken, chemischen Pflegemitteln, Medikamenten, etc.  Meiner Erfahrung nach gibt es neben diesen körperlichen Erfahrungen aber auch psychische Erlebnisse, die tiefsitzende Spuren im Körper hinterlassen können. Diese Spuren entstehen zunächst auf energetischer Ebene, können sich aber langfristig ebenso in funktionellen Störungen zeigen. Gerade bei chronisch erkrankten und scheinbar therapieresistenten Tieren lohnt es sich „tiefer zu graben“. Persönlich setze ich in diesen Fällen erfolgreich osteopathische Behandlungen in Kombination mit anderen Therapieformen ein. Es gibt aber eine Vielzahl an großartigen Therapieoptionen und es lohnt sich, die Probleme ursächlich anzugehen. Mein Appell: Gib die Hoffnung nicht auf und höre auf deine Intuition, was für dein Pferd das Richtige sein könnte. 

Altlasten und tiefliegende Störherde können chronische Erkrankungen auslösen und Therapieerfolge verhindern. Körperliche wie seelische Erfahrungen kommen beide als Verursacher in Frage.

Fallberichte

Folgend möchte ich noch zwei Fallbeispiele vorstellen, zwei Pferde mit unterschiedlichen Vorgeschichten, beide wurden individuell behandelt und haben hervorragend auf die Therapiekonzepte angeschlagen.
Bei dem Wallach war es ein komplexerer und zeitintensiverer Weg, er litt bereits länger unter Symptomen, reagierte aber umgehend sehr positiv und erfuhr rasch Linderung. Inzwischen geht es ihm großartig und er wird immer stabiler.
Die Stute entwickelte erst in der Saison, in der die Behandlung stattfand, eine Hypersensitivität auf Insektenspeichel, es ging ihr sofort besser und sie blieb auch ohne Nachbehandlung stabil, keine Quaddeln, keine Verdauungsprobleme mehr. 

Pferd, Wallach, 10 Jahre 

  • Beginn: in unregelmäßigen Abständen Quaddeln („Nesselsucht“) am ganzen Körper, zunehmende Ausprägung bis hin zu großflächigen eitrigen Hautwunden an Kopf und Hals, Juckreiz an Mähne und Schweif
  • Rat der Tierärztin: Ganzjährig eindecken, ggf. Kortison Injektionen, starke Repellentien (Anti-Insektensprays) anwenden
  • weitere Symptome: Tendenz zu Blähbauch
  • Vorgeschichte: zurückliegende Vergiftung/ Leberschaden

Therapieziele: Störherde im Organismus auflösen, Altlasten aufarbeiten -> Leber und Niere (in bestimmter Reihenfolge und Intervallen!) gezielt unterstützen, Immunsystem modulieren, natürliche Antihistamin-Wirkung für sofortige Linderung des Juckreizes

Therapiemaßnahmen: Osteopathie, Phytotherapie, Mykotherapie, Homöopathie 
Anmerkung: Die Therapieformen wurden nicht gleichzeitig, sondern in sich ergänzenden Konzepten über längere Zeiträume angewendet. 

Pferd, Stute, 12 Jahre

  • Quaddeln unterschiedlicher Größe, „beginnende“ Allergie gegen Insektenspeichel,
  • weitere Symptome: hochgradig Kotwasser, Blähbauch

Therapieziele: Organismus osteopathisch „in Schwung bringen“, Darmpflege, Immunsystem modulieren

Therapiemaßnahmen: Osteopathie, phyto-/mykotherapeutische Darmsanierung

Die Therapie sollte individuell auf das Pferd abgestimmt sein. Je nach Vorgeschichte, Schwere des Falls und Konstitution des Tieres variiert die Behandlungsdauer und -intensität. Konsequenz und Geduld zahlen sich aber in der Regel aus und werden mit zurückgewonnener Lebensqualität (für Pferd& Halter ;-)) belohnt.